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Die Stadt der sieben Meere

Updated: Jun 29, 2020

Ein offener Brief an alle unsere Mitbürger und Mitbürgerinnen.

Über Leidenschaft, Liebe und Weltentdeckung.

Liebe LeserIn,

Kannst du dich noch an deine Kindheitsträume erinnern?

Die in denen du dir vorstelltest PfadfinderIn oder PilotIn zu sein und die ganze Welt zu bereisen?

In ganz ferne Länder wolltest du fliegen: bei den Mongolen wolltest du fluffige Schafe jagen, irgendwo auf dem Weg zur Schule aus versehen in ein tiefes Loch fallen und durch Zufall am andere Ende der Welt rauskommen, um bei Kimono-tragenden Japanern weißen Tee zu trinken.


Nun stehen die Sommerferien vor der Tür und du weißt nicht wohin mit deiner Zeit. Die Kindheitsträume sind ganz weit weg. So richtig daran erinnern kannst du dich nicht mehr genau. Sind die Traumfänger eventuell doch daran schuld?

Du versuchst dich durch deinen Informations-overload-Alltag zu navigieren, wie ein blinder Hund der gegen jede Bettkante stößt und laut aufjault. Halte doch mal inne - steckt in dir noch irgendwo - vielleicht auf dem Dachboden deiner Seele - ein Funken Abenteuer?


Neulich fragte ein Kollege seinen Teampartner im Büro ganz patzig:

"soll die nostalgische Karte hier als Hintergrund für den Flyer bleiben - oder kann die Weg, Manfred?". Manfred blickte hastig über seinen hornfarbigen oberen Brillenrand und haucht hart hechtend und zornig durch seinen Schnurrbart: "Das ist keine nostalgische Karte, du Millenial Bengel". "Das ist die Weltkarte von Fra Mauro, die im Ca Correr Museum in Venedig hängt. Habt ihr denn alle komplett den Bezug zur Realität verloren?" bellt er nach.

Wo ist deine Lust nach Abenteuer, deine Wissgier deine Suche nach dem Schönen in der Welt? Warum bleibst du in einem Meer von Tabellen und Dokumenten hängen und fühlst dich Tag ein und Tag aus von Abgabeterminen umzingelt? Und dann noch Corona... Angst, Sorge, Wut... wohin damit? Wie kanalisierst du deine Emotionen? Wo ist deine Lust nach Abenteuer, deine Wissgier deine Suche nach dem Schönen in der Welt geblieben? Was ist es, das dich am Morgengrauen antreibt aufzustehen? Was ist es, dass dir bis heute noch jedes mal den Atem raubt? Welche Fragen stellst du dir, wenn keiner da ist? Was treibt dich an? Auf welche Fragen im Leben, suchst du antworten?

Oder hast du schon aufgehört, dir Fragen zu stellen?

Zu enttäuscht von falschen Antworten, die dich in Marketing-fallen locken? Zu oft klein gemacht von Menschen, die deine Fragen als Unsicherheit interpretieren?

Macht dich Unwissen verletzlich? Macht dich Neugier ineffizient? Macht dich Leidenschaft, angreifbar? Was ist mit den Antworten deiner Fragen?

Sie warten vergeblichst auf dein Kommen -

Sie befinden sich auf alten Wanderwegen, auf verlassenen Burgen auf vereinsamten windigen Bergspitzen. Was ist mit der Schönheit, die deine Seele berühren wollte?


Die verlassenen Kirchen mit Gemälden & Affresken , die so viele Herzen in der Geschichte der Menschheit berührten. Die vielen Seiten, die geblättert werden wollten und aufs vergeblichste auf frischen Wind und auf die Berührung deiner Fingerspitzen warten, um deinen Horizont zu erweitern.

Und nichts - du bleibst in deinem Circulus vitiosus und isst was nicht schmeckt, schläfst um zu arbeiten, und liebst ohne Leidenschaft.

So, wenn du nach Venedig kommst erwartest du bespaßt zu werden, und dich mit "Kultur" zu stopfen und gehst - unzufrieden in dein Heim zurück ohne je auf dem Abendteuer deines Lebens gewesen zu sein - obwohl du so nah dran warst.

Ohne Vorwarnung und mit dem Blinzeln deiner Augenlieder und dem Nachhauch deiner Wimpern ist deine Lebenszeit ganz plötzlich um. Ganz ohne je die Gänsehaut der Musik, die Zeitreise des Fensters der Kunst, noch in die nächste Seite des Buches der Sprachen geblättert zu haben.

So frag ich dich, du Weltenbummler, wann kommst du -

um die Stadt der sieben Meere wahrhaftig kennenzulernen, anstatt sie von außen zu betrachten?






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